Polizeiliche Kriminalstatistik 2017


Fazit des Polizeipräsidenten Bernhard Witthaut zur am 01.03.2018 vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2017:

„Das Sicherheitsniveau in der Polizeidirektion Osnabrück ist ausgesprochen hoch und die Menschen in unserer Region sind statistisch immer weniger von Kriminalität direkt betroffen.“

Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht – die Bilanz ist gut und hat im Detail viel Licht und wenig Schatten. Bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls beispielsweise, haben wir frühzeitig reagiert und die notwendigen Schwerpunkte gesetzt – das zahlt sich jetzt aus.“

Kernpunkte der PKS 2017

  • Niedrigster Stand der registrierten Straftaten seit über 10 Jahren – Aufklärungsquote gestiegen
  • Insgesamt deutlich weniger tatverdächtige Flüchtlinge – dennoch hoher Anteil bei Vermögens- und Fälschungsdelikten
  • Zahl der Wohnungseinbrüche stark rückläufig – Schwerpunktsetzung zahlt sich aus
  • Weniger Rohheitsdelikte – 9 von 10 Taten aufgeklärt
  • Polizeibeamte immer öfter selbst Opfer
  • Kinder- und Jugendkriminalität nimmt zu – Tatverdächtige unter 14 J. besonders auffällig
  • Cybercrime bleibt Kernthema – IT-Spezialisten und Sonderermittler verstärkt im Einsatz
  • Straftaten gegen Senioren weiter im Fokus

Niedrigster Stand der registrierten Straftaten seit über 10 Jahren – Aufklärungsquote gestiegen

Die Gesamtkriminalität in der Polizeidirektion Osnabrück, in der rund 1,5 Millionen Einwohner leben, ist im Vergleich zum Vorjahr um 6.971 Straftaten (-7,8 %) deutlich zurückgegangen. Insgesamt registrierte die Polizei von den Ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald 84.942 Straftaten. Die Aufklärungsquote nahm leicht zu und lag bei 62,62 % (0,6 %). Witthaut: „Wir klären 6 von 10 Straftaten auf. Das Sicherheitsniveau in der Polizeidirektion Osnabrück ist ausgesprochen hoch.“

Sehr erfreulich ist auch die rückläufige Entwicklung der Kriminalitätsbelastung der Menschen in der Direktion mit einem neuen Tiefststand der letzten 10 Jahre. Witthaut: „Die Menschen in unserer Region sind statistisch immer weniger von Kriminalität direkt betroffen. Und trotzdem ist das Sicherheitsempfinden der Menschen oftmals ein anderes – daran müssen wir arbeiten.“

Insgesamt deutlich weniger tatverdächtige Flüchtlinge – dennoch hoher Anteil bei Vermögens- und Fälschungsdelikten

Im Vergleich zum Vorjahr registrierte die Direktion mit 3.979 tatverdächtigen Flüchtlingen insgesamt einen deutlichen Rückgang um 10,4 % bzw. 463 Personen. Die allermeisten geflüchteten Menschen, die zu uns gekommen sind, treten polizeilich nicht in Erscheinung. Entgegen des positiven Trends, stieg allerdings die Zahl der Tatverdächtigen - ohne Berücksichtigung der ausländerrechtlichen Verstöße wie beispielsweise unerlaubte Einreise - um 6,8 % auf 2.750. Hauptgrund für den Anstieg war die enorme Zunahme von Straftaten im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte um 68,8 % bzw. 474 Fälle auf 1.162 Taten. Den Großteil hierbei machte der Straftatbestand der Urkundenfälschung aus.

Zahl der Wohnungseinbrüche stark rückläufig – Schwerpunktsetzung zahlt sich aus

Einen überdurchschnittlichen Rückgang verzeichnete die Direktion bei den Wohnungseinbrüchen. Insgesamt nahm die Zahl der Fälle um 649 bzw. -26,4 % stark ab und sank mit 1.806 Einbrüchen auf ein 6-Jahrestief. Die Aufklärungsquote stieg unterdessen im vergangenen Jahr auf 24,3 % (6,6 %) zum Vorjahr) deutlich. Witthaut: „Bei der Bekämpfung des Wohnungs-einbruchdiebstahls haben wir sowohl in den Polizeiinspektionen als auch auf Ebene der Direktion mit frühzeitiger Schwerpunktsetzung richtig reagiert – das zahlt sich jetzt aus. Wir lassen jetzt nicht locker, denn die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls bleibt ein Schwerpunkt.“

Beispielhaft erwähnte der Präsident die im Oktober 2016 eingerichtete 18-köpfige Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung überregional agierender Einbrecherbanden „Zentrale Ermittlungs-gruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“. Dort werden in enger Abstimmung mit der Bundespolizei, der niederländischen Polizei und den Staatsanwaltschaften sowie in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt, Europol, den Kreispolizeibehörden Borken und Steinfurt (NRW), überregionale Fälle bzw. Fallserien bearbeitet. Die Bilanz dieser Sondereinheit: Es konnten 6 überregionale international agierende Täterbanden zerschlagen, rund 140 Taten aufgeklärt, 35 Tatverdächtige ermittelt und 20 Personen festgenommen werden. Viele Täter wurden bereits zu Freiheitsstrafen verurteilt, teilweise mit empfindlichen Haftstrafen von über 5 Jahren. Gegen zwei weitere überörtliche Täterbanden laufen zur Zeit umfangreiche Ermittlungen.

Der Anteil der versuchten Einbrüche sank leicht (-3 %) auf 37,93 % bzw. 685 Fälle. Der Polizeipräsident machte deutlich, dass sowohl der passive Einbruchschutz als auch der Einsatz von geeigneter Sicherungstechnik unverändert wichtig sei. Oft reichten schon Vorkehrungen kleinerer Art, um nicht in den Fokus von Einbrechern zu geraten. Er wies in diesem Zusammenhang noch einmal auf die notwendige Unterstützung der Polizei durch die Bevölkerung in puncto Hinweisgebung hin. „Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und benachrichtigen Sie die Polizei, wenn Ihnen etwas komisch vorkommt.“


Weniger Rohheitsdelikte – 9 von 10 Taten aufgeklärt


Die Zahl der Rohheitsdelikte sank im vergangenen Jahr - nach dem deutlichen Anstieg in 2016 - um 529 Fälle bzw. -4 % auf 12.566 Taten. Den Großteil machen üblicherweise die Körperverletzungen aus. Hier verzeichnete die Direktion ebenfalls einen deutlichen Rückgang um -4,7 % bzw. 450 Fälle auf insgesamt 8.996 Taten. Witthaut: „Der Rückgang der Rohheitsdelikte ist, gerade wegen ihrer hohen Sozialschädlichkeit, äußerst positiv zu bewerten.“ Erfreulich hoch ist auch die Aufklärungsquote in diesem Kontext mit 9 von 10 Taten aufgeklärten Taten. Ausgenommen vom positiven Trend bei den Rohheitsdelikten waren die Raubdelikte. Die Zahl der Fälle stieg um 65 Taten (12,8%), weist jedoch mit 573 Taten im Vergleich zu der Gesamtfallzahl der Rohheitsdelikte unverändert ein geringes Niveau auf. Allerdings hat die Polizeidirektion die Zunahme der Fälle genau im Blick und konnte bereits Ende 2017 zwei Raubserien in Georgsmarienhütte sowie im Emsland aufklären.

Insgesamt lag die Gewaltkriminalität, zu der gravierende Gewaltstraftaten wie beispielsweise Tötungsdelikte, Vergewaltigung, Raub, gefährliche und schwere Körperverletzung gehören, mit 3.154 nahezu auf dem Niveau von 2016. Die Straßenkriminalität, also Straftaten, die dem „Tatort Straße“ zugeordnet werden, sank um 1.937 Taten bzw. -9,6 % auf ein Rekordtief im 10-Jahresvergleich. Erstaunlich: Die Zahl der Fälle reduzierte sich in den letzten 10 Jahren um rund 40 % - eine gute Nachricht für die Sicherheit im öffentlich Raum. Zu diesem Bereich gehören beispielsweise Fahrraddiebstähle, Diebstähle rund um das Kfz sowie schwere Körperverletzungen.

Polizeibeamte immer öfter selbst Opfer

Nicht nur für die Polizei ist das Phänomen Gewalt gegen Polizeibeamte ein Dauerthema, sondern auch für Feuerwehr- und Rettungskräfte sowie für öffentliche Personen. Im Jahr 2017 bilanzierte die Direktion einen Anstieg um 42 Fälle (8,6 %) auf 530 Taten. Wie bereits im letzten Jahr machte der Straftatbestand des Widerstands gegen die Vollstreckung polizeilicher Maßnahmen mit 318 Taten den Großteil aus, und stieg um 9,2 % bzw. 27 Fälle erneut an. Noch dazu nahm die Zahl der Körperverletzungen gegen Amtsträger um 18,7 % bzw. 28 Fälle auf 177 Taten zu. Besorgniserregend: 1.062 Polizisten wurden im letzten Jahr in der Polizeidirektion selbst Opfer von Straftaten – ein Anstieg um 11,2 % bzw. 107 Polizeibeamte. Nahezu jeder zweite Polizeibeamte in der Direktion ist somit im letzten Jahr selbst Opfer einer Straftat geworden. Witthaut: „Ich erwarte von den Bürgerinnen und Bürgern das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Polizeibeamten sowie deren Arbeit zu respektieren. Warum werden Menschen, die anderen Menschen helfen wollen, immer öfter selbst Opfer? Die Entwicklung betrachte ich mit großer Sorge und ist keinesfalls hinnehmbar.“ Traurig: 74,3 %, also mehr als mehr als zwei Drittel aller Fälle, geschahen unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer Drogen – eine Steigerung um 8,8 %. „Wenn neben der Respektlosigkeit auch noch zunehmend Alkohol im Spiel ist, wird es immer gefährlicher für unsere Kolleginnen und Kollegen“, so Witthaut.

Kinder- und Jugendkriminalität nimmt zu – Tatverdächtige unter 14 Jahren besonders auffällig

Die Zahl der Straftaten, die durch Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren begangen wurden, stieg 2017 um 241 Fälle (4,4 %) auf 5.673 Taten an. Auffällig: Die Zahl der tatverdächtigen Kinder unter 14 Jahren stieg deutlich um 20 % bzw. 182 Kinder. Insbesondere Straftaten wie Ladendiebstähle, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Beleid-igungen, Erschleichen von Leistungen sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz werden zunehmend durch Kinder unter 14 Jahren begangen. Witthaut: „Die Hemmschwelle vor kriminellen Handlungen ist offensichtlich gesunken. Ob jemand kriminell wird, entscheidet sich oft in früher Jugend. Hier setzen wir an, mit angepassten gesellschaftlichen und kriminalpolizeilichen Konzepten und Präventionsangeboten.“

Cybercrime bleibt Kernthema - IT Spezialisten und Sonderermittler verstärkt im Einsatz

Die Anzahl bekanntgewordener Fälle im Deliktsfeld Cybercrime stieg um 3 % bzw. 175 Fälle auf 5.879 Taten an. Welche bedeutende Rolle der Phänomenbereich bereits spielt, wird auch durch den hohen Anteil an den Gesamtstraftaten in der Direktion deutlich. Fast jede zehnte Straftat hat inzwischen mit Cybercrime zu tun. Witthaut: „Durch unsere neuen Fachabteilungen, Sonderermittler und IT-Spezialisten erkennen wir jetzt schneller Tatzusammenhänge. Wir wollen Straftaten im digitalen Raum stärker bekämpfen. Cybercrime bleibt für uns eine große Herausforderung und weiter Schwerpunkt unserer Arbeit.“

Straftaten gegen Senioren weiter im Fokus

Bei den Straftaten gegen Senioren ist immer wieder von Schockanrufen, Enkeltricks, falschen Gewinnversprechen oder falschen Polizeibeamten die Rede. Ältere Menschen werden mitunter durch perfide Tricks der Täter bzw. Täterbanden um ihr Erspartes gebracht. Fast immer läuft die Kommunikation über das Telefon. Witthaut: „Wir brauchen klare Kompetenzen im Bereich der Vorratsdatenspeicherung, da Ermittlungen oft erst Wochen und Monate später geführt werden.“

In einem Fall nahm die Polizei Osnabrück einen falschen Polizeibeamten Ende Oktober 2017 fest, der versuchte, eine 91-jährige Seniorin aus Osnabrück per Telefon zur Übergabe eines Geldbetrages in Höhe von 35.000 Euro zu überreden. Bei der vermeintlichen Übergabe klickten die Handschellen von echten Polizisten. In einem anderen Ermittlungskomplex aus dem letzten Jahr bewahrten die Ermittler in mehr als 300 Fällen Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet vor finanziellen Schäden von mehr als 10 Millionen Euro. Witthaut: „Die Folgen von Kriminalität bei den betroffenen Senioren wiegen oftmals schwerer als bei jüngeren Opfern, auch deshalb muss das Thema vorangetrieben werden.“



  Bildrechte: Polizeidirektion Osnabrück
  Bildrechte: Polizeidirektion Osnabrück
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Werkzeuge aus aufgeklärten Einbrüchen aus dem Jahr 2017

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