Polizeiliche Kriminalstatistik 2021

Bilanz zur Kriminalstatistik 2021: Weniger Straftaten und höhere Aufklärung

„Die Zahl der registrierten Straftaten ist abermals zurückgegangen und auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Menschen in unserer Region sind immer weniger von Kriminalität betroffen - das ist eine sehr gute Nachricht. Das Kriminalitätsgeschehen verändert sich zunehmend und wird immer digitaler. Besonders professionelle Täterbanden passen sich den gesellschaftlichen Entwicklungen an, um möglichst hohe illegale Gewinne erzielen zu können“, bilanziert Michael Maßmann, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück.

Kernaussagen

  • Gesamtzahl der Straftaten auf historischen Tiefstand gesunken
  • Aufklärungsquote gestiegen - zwei von drei Straftaten werden aufgeklärt
  • Deutlicher Rückgang bei Wohnungseinbrüchen – 70 % weniger Fälle seit 2017
  • Polizeibeamte immer öfter Opfer von Gewalt und Respektlosigkeiten
  • Verbreiten pornografischer Inhalte erneut angestiegen – Kinder und Jugendliche im Fokus
  • Straftaten gegen Senioren auf hohem Niveau – Schadenssumme verdoppelt
  • Sonderbetrachtung Corona-Pandemie: Cybercrime und häusliche Gewalt auf hohem Niveau

Die Gesamtkriminalität in der Polizeidirektion Osnabrück ist um 3.876 Straftaten (5 %) zurückgegangen. Insgesamt registrierte die Polizeidirektion 75.369 Straftaten. Die Kriminalitätsbelastung der hier lebenden Menschen ist so gering wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Und: Die Aufklärungsquote stieg auf 66 %. Maßmann: „Mittlerweile klären wir zwei von drei Straftaten auf – ein Verdienst aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Menschen können sich bei uns sicher fühlen.“ Der Präsident bedankte sich auch bei den Bürgerinnen und Bürgern für die zahlreichen Hinweise und die tatkräftige Unterstützung.

In den letzten fünf Jahren konnte die Zahl der Wohnungseinbrüche um 70 % reduziert werden. Insgesamt nahm die Zahl der Fälle in 2021 um 316 Taten bzw. rund 31 % stark ab und sank mit 719 in Einbrüchen in 2021 auf ein neues 30-Jahrestief. Und: Mittlerweile bleibt es bei jedem zweiten Einbruch beim Versuch. Auch die Corona-Pandemie trug sicherlich zur Reduzierung der Fallzahlen bei. Die Aufklärungsquote stieg in der Direktion überdurchschnittlich - von 27 auf 42 %. Maßmann: „Der kontinuierliche Rückgang der Einbrüche in den letzten fünf Jahren stellt eine echte Erfolgsgeschichte dar. Unsere umfassende Präventions- und Ermittlungsarbeit sowie das intensive Mitwirken von Bevölkerung und Medien waren die Eckpfeiler des Erfolges.“

Im Jahr 2021 bilanzierte die Direktion bei den Fällen von Gewalt gegen Polizeibeamte einen leichten Rückgang um 5 %. Allerdings blieb das Niveau hoch - mit 574 Taten in 2021 war es der zweithöchste Wert der letzten 10 Jahre. Traurig: Die Anzahl der Polizeibeamtinnen und -beamten, die im Dienst Opfer von Gewalt wurden, stieg erneut. Mehr als jeder zweite Polizist oder Polizistin in der Direktion war betroffen. Maßmann: „Immer mehr Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte werden selbst Opfer von Gewalt. Ich halte das für einen sehr gefährlichen und bedenklichen Trend. Es ist absolut nicht begreifbar, warum Menschen, die anderen Menschen nur helfen wollen, selbst angegangen und zum Teil absichtlich verletzt werden.“ Der unveränderte Trend ist auch bei Angriffen gegenüber Feuerwehr- und Rettungskräften festzustellen.

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung fällt bei detaillierter Betrachtung ein Phänomenbereich auf: Die Verbreitung von pornografischen Inhalten. Hier verzeichnet die Direktion seit drei Jahren starke Zunahmen - im letzten Jahr um 49 % bzw. 301 Fälle auf insgesamt 918 Taten. Auffällig dabei ist die Veränderung der Altersstruktur bei den Tatverdächtigen: Der Anteil der tatverdächtigen Kinder- und Jugendlichen nahm um 23 % zu. Aber auch Erwachsene tauchen zunehmend als Tatverdächtige auf. Es geht beim Verbreiten von pornografischen Schriften oftmals um den Versand von Bilder, Stickern, Memes oder Videos über die sozialen Netzwerke und Messengerdienste wie Whats App. Auch kinderpornografische Inhalte sind immer öfter darunter zu finden. Maßmann: „Medienkompetenz sollte eine der Schlüsselkompetenzen unseres Zeitalters sein – allen voran bei jungen Menschen, aber auch bei Erwachsenen. Wir sollten noch eher mit der schulischen und elterlichen Aufklärung starten – bestenfalls im Grundschulter. Wir haben unsere Präventionsmaßnahmen deutlich ausgebaut und stehen Eltern und Schulen zur Seite.“

Bei den Straftaten gegen Senioren, die das Sicherheitsgefühl immens beeinträchtigen, bleibt es bei der Schwerpunktbildung in der Direktion. Die Zahl der Fälle stagniert nach dem starken Anstieg von 20 % im Jahre 2020 auf Höchstniveau. Auffällig: Insbesondere die Fälle mit den Betrugsmaschen rund um den sogenannten Enkeltrick haben sich nahezu verdoppelt. Währenddessen reduzierten sich die Fälle im Zusammenhang mit falschen Polizisten deutlich. Festzustellen ist zudem, dass die Täter ihre kriminellen Machenschaften an die gesellschaftspolitischen und technischen Veränderungen anpassen. Deswegen waren auch Vorgehensweisen im Kontext des Pandemiegeschehens ein Thema. Immer öfter nutzen Täter auch Messenger, SMS, oder E-Mails, neben den klassischen Telefonanrufen, für ihre kriminellen Absichten. Bedenklich: Der Schaden bei den Opfern verdoppelte sich und lag im vergangenen Jahr bei 1,3 Millionen Euro – 2020 waren es 620.000 Euro. Der allergrößte Schaden entstand durch die Enkeltrick-Masche. Seit 2019 beschäftigen sich in der Direktion u.a. spezielle Ermittlungsgruppen intensiv mit dem Thema - auch bei der Staatsanwaltschaft. In den letzten Jahren gab es bereits größere Schläge gegen internationale Callcenter-Banden und andere Betrüger. Neben der konzentrierten Ermittlungsarbeit ist Präventionsarbeit der zentrale Baustein zur Verhinderung solcher Straftaten. Hier bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Sicherheitspartner. Maßmann: „Die Täter haben es auf ältere Menschen abgesehen, die gutgläubig um ihr Hab und Gut gebracht werden sollen. Das ist für mich unerträglich. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um die vermeintlich Schwächeren noch besser vor Kriminalität zu schützen - das ist eine unserer Hauptaufgaben.“

Die Internetkriminalität stieg um 14 % auf 6.197 Taten. Den Großteil machten mit 60 % digitale Betrugstaten aus (Fake-Shops, Ebaybetrug usw.). Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Der Anteil der Internetkriminalität am Gesamtaufkommen aller Straftaten in der Direktion stieg ebenfalls - er beträgt mittlerweile rund 12 %.

Die Gewaltkriminalität nahm auch coronabedingt wegen verminderter Tatgelegenheiten, ab – ein Rückgang um 8 %. Hierzu gehören beispielsweise Körperverletzungen, Nötigungen oder Raubtaten. Dennoch: Mit 3.972 Taten von häuslicher Gewalt lagen die Fallzahlen 2021 auf hohem Niveau. Eine Vergleichbarkeit mit den Vorjahren ist aufgrund geänderter Parameter nicht möglich.

Die Corona-Pandemie stellt die Polizei nach wie vor große Herausforderungen. Im Jahr 2021 registrierte die Polizeidirektion rund 5.000 Corona-Verstöße. Darunter 1.246 Straftaten und 3.685 Ordnungswidrigkeiten im Zusammen mit Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz bzw. der regionalen Corona-Verordnungen. Hinsichtlich des Verdachtes der Nutzung gefälschter Impfausweise erstellte die Polizei in 428 Fällen im letzten Jahr eine Strafanzeige. Die Zahl der Fälle beim Subventionsbetrug im Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen lag in der Direktion bei 143. Der entstandene Schaden betrug mehr als 2,7 Millionen Euro. Maßmann: "Die Bewältigung der Pandemie hat uns auch im letzten Jahr sehr beschäftigt und vor ganz besondere Herausforderungen gestellt.“

Die Bekämpfung von Geldautomatensprengungen hat in der Direktion einen hohen Stellenwert. Im letzten Jahr wurden zehn Fälle registriert – ein Rückgang um drei Taten. Die Polizeidirektion Osnabrück setzt zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen seit gut zwei Jahren eine Ermittlungsgruppe ein. Im Herbst letzten Jahres gelang den Osnabrücker Ermittlern in einer europäischen Gemeinschaftsaktion von Polizei und Justiz ein empfindlicher Schlag. 23 mutmaßliche Mitglieder der niederländischen Geldautomatensprenger-Szene konnten ermittelt werden, es gab mehrere Festnahmen. Auch ein Trainingszentrum für Testsprengungen wurde in den Niederlanden entdeckt und stillgelegt. Maßmann: „Die Täterbanden agieren völlig skrupellos und immer öfter werden feste Explosivstoffe zur Sprengung eingesetzt. Die Gefahren für Anwohner, Passanten und Einsatzkräfte nehmen zu, aber auch die Sachschäden steigen. Diese kriminellen Machenschaften sind einzig und allein auf Profit ausgelegt. Wir müssen gemeinsam alles daran setzen, den Kriminellen die Anreize zu solchen Taten zu nehmen.“

Fazit:

Die Bilanz hat viel Licht und kaum Schatten. Die durch die Corona-Pandemie veränderten Alltagsroutinen der Bürgerinnen und Bürger wirkten sich auch 2021 auf das Kriminalitätsgeschehen aus: Weniger klassische Straftaten (Diebstähle, Körperverletzungen, Raub, Einbrüche), aber mehr digitale Straftaten (Cybercrime, Cybermobbing, Verbreitung pornografischer Schriften über Messenger). Indes bleiben analoge Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, Geldautomatensprengungen, Gewalt gegen Polizeibeamte wie auch häuslicher Gewalt ein Thema.

  Bildrechte: PD Osnabrück

Säulendiagramm

  Bildrechte: PD Osnabrück

Kurze Zusammenfassung der Straftaten 2021 in Positiv- und Negativtrend

Pressemitteilung und Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 (Präsentation in Powerpoint)

  PM PKS 2021

  Powerpoint-Präsentation PKS 2021

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.03.2022
zuletzt aktualisiert am:
21.09.2022

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