Polizeiliche Verkehrsunfallstatistik 2021 der Polizeidirektion Osnabrück

- Mehr Verkehrsunfälle – Mehr Verkehrstote - Weniger Schwerverletzte – Rückgang von Motorradunfällen - Mehr verletzte und getötete Pedelec- und E-Scooter-Fahrer - Mobilitätswende schreitet voran


Fazit des Polizeipräsidenten Michael Maßmann zur am 04.04.2022 veröffentlichten Verkehrsunfallstatistik:

„Die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Die nicht angepasste Geschwindigkeit und Vorfahrtsfehler im Straßenverkehr gehören zu den Hauptunfallursachen. Einen positiven Trend haben wir im Rückgang bei Baumunfällen und Verkehrsunfällen mit Motorrädern zu verzeichnen. Wir müssen die E-Bike- und E-Scooter-Fahrer mehr im Blick haben. Die Mobilitätswende schreitet mit großen Schritten voran und verändert auch die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei zunehmend.“

Kernpunkte der Verkehrsunfallstatistik 2021

  • Anzahl der Verkehrsunfälle (29.394) um 6,7 % gestiegen
  • Zahl der Verkehrstoten (70) auf hohem Niveau
  • Zahl der Schwerverletzten (1057) leicht gesunken; leichter Anstieg der Leichtverletzten (4495)
  • Weniger Baumunfälle (378) – 13 Menschen starben
  • Anstieg der Verkehrsunfälle bei Fahrrädern mit Elektromotor (794) um 16,2%
  • E-Scooter-Unfälle (89) um 81,6% deutlich gestiegen

Im Bereich der Polizeidirektion Osnabrück sind im Jahr 2021 insgesamt 29.394 Verkehrsunfälle registriert worden. Nachdem die Unfallzahlen von 2019 (31.612) auf das Jahr 2020 (27.530) pandemisch bedingt stark gesunken waren, stiegen die Zahlen aufgrund der zunehmenden Verkehrsdichte in diesem Jahr um 6,7%. Traurig: 70 Menschen, darunter zwei Kinder, verloren auf den Straßen der Direktion - vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln - ihr Leben. Damit verzeichnet die Polizeidirektion einen Anstieg um drei Verkehrstote im Vergleich zum Vorjahr. Erfreulich: Trotz des Anstiegs an Verkehrsunfällen sank die Anzahl der schwerverletzten Personen im Vergleich zum Jahr 2020 um 73 Personen auf 1057 schwerverletzte Verkehrsteilnehmer.

Unfallursachen

Der fehlende Sicherheitsabstand war im Jahr 2021 (2204) genau wie im Jahr 2020 (1880) die Hauptunfallursache. Bei dem zweithäufigsten Grund handelte es sich um Vorfahrtsverstöße (1763), gefolgt von überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit (1469). Mit Abstand die Hauptunfallursache für Verkehrsunfälle mit Todesfolge ist zu hohe Geschwindigkeit. Maßmann: „Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Stichwort - das gilt besonders im Straßenverkehr. Fahren Sie stets rücksichtsvoll und mit angepasster Geschwindigkeit. Es darf nicht auf die ein oder andere Minute ankommen, die Sie eher am Ziel sind, wenn Sie damit Ihre Gesundheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer aufs Spiel setzen.“

Im Jahr 2020 sind die sogenannten Baumunfälle angestiegen (386). Dieser Trend setzte sich im vergangenen Jahr nicht fort. Signifikant ist, dass von den 378 Unfällen insgesamt 324 Personen verletzt oder gar getötet wurden. Bei nahezu jedem Baumunfall wurde mindestens eine Person zumindest leicht verletzt. Die Anzahl der schwer oder tödlich verletzten Personen ging erfreulicherweise deutlich zurück (2020: 21/ 2021: 13).

Im abgelaufenen Jahr kam es zu mehr Unfällen, bei denen der Fahrzeugführer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stand (2020: 562 | 2021: 645). Die Anzahl an festgestellten „folgelosen“ Trunkenheitsfahrten ist weiterhin erschreckend hoch (1670). Von den 645 Unfällen wurden 96 mindestens schwer verletzt oder getötet. Maßmann: „Wer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen ein Fahrzeug im öffentlichen Verkehrsraum führt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Alkohol und Drogen haben im Straßenverkehr nichts verloren. Dazu startet in diesem Jahr eine landesweite Kampagne zum Thema „Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr.“

Risikogruppen weiter im Fokus der polizeilichen Präventionsarbeit

Innerhalb der Altersgruppe der 18-24-Jährigen verstarben 13 Personen bei Verkehrsunfällen (2020: 10). Die Anzahl der schwer verletzten Personen dieser Altersklasse verringerte sich aber deutlich auf 195 (2020: 233). In der Altersgruppe der ab 65-Jährigen verstarben im Jahr 2021 23 Personen bei Verkehrsunfällen. 16 Personen waren dabei älter als 75 Jahre. Auffällig: Von den 23 Verstorbenen waren allein 13 Fußgänger oder Fahrrad- oder Pedelec-Fahrer betroffen. Maßmann: „Die Anzahl der tödlich verletzten älteren Menschen im Straßenverkehr steigt kontinuierlich an. Der demografische Wandel in der Gesellschaft und die zunehmende Mobilität im Alter spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Die Unterstützung des Mobilitätsdrangs der älteren Generation bedarf einer angepassten und intensiven Präventionsarbeit.“

Motorräder

Zum Start der Motorradsaison rücken auch die positiven Ergebnisse des letzten Jahres in den Fokus: Der Trend, dass die Zahlen in den vergangenen Jahren rückläufig waren (2019: 461 | 2020: 457), setzt sich auch im Jahr 2021 fort (451). Bei Verkehrsunfällen mit Motorradbeteiligung wurden im letzten Jahr 341 Personen verletzt. Insgesamt erlitten 126 Personen schwere und 10 Personen tödliche Verletzungen. Auffallend ist die stark angestiegene Anzahl an verunglückten Personen in der Altersgruppe der 35 bis 44 Jahre. Von den 10 tödlich verletzten Personen fallen 5 in die zuvor genannte Altersklasse. Dies könnten auch die sogenannten „Wiedereinsteiger“ sein, denen es an Fahrpraxis fehlt. Maßmann: „Offensichtlich greift die umfangreiche Präventionsarbeit aller Sicherheitspartner immer mehr und führt letztlich auch zu einem umsichtigen Verhalten aller Verkehrsteilnehmer. Uns fällt positiv auf, dass zunehmend gelbe Westen oder Jacken mit Reflektoren von Motorradfahrern getragen werden. Mit einer guten Vorbereitung von Fahrer und Fahrzeug steht einer sicheren Motorradsaison nichts im Wege.“

Fahrrad, Pedelec und E-Bike

Die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung eines Fahrrades sind seit 2018 rückläufig. Aufgrund der Corona-Maßnahmen und der reduzierten Mobilität sind die Zahlen im Jahr 2020 besonders stark gefallen (2019: 2249 | 2020: 1823). Die Anzahl der Verkehrsunfälle im abgelaufenen Jahr sanken um 1,5% (1795).

Laut dem Statistischem Bundesamt standen 2015 noch 1,5 Millionen Elektrofahrräder in den deutschen Haushalten – 2020 waren es bereits 4,3 Millionen. Die sich verändernde Mobilität spiegelt sich auch in der Entwicklung der Unfallzahlen, unter Beteiligung eines Fahrrades mit Elektromotor, wider. Seit 2016 steigen die Verkehrsunfallzahlen im Bereich der Polizeidirektion Osnabrück stetig an. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Unfälle unter Beteiligung eines Fahrrades mit Elektromotor sprunghaft auf 794 an (2020: 684). Auffallend ist die Altersklasse ab 65 Jahren: Von den sieben tödlich verletzten Personen waren fünf über 65 Jahre alt - alle Personen verunglückten mit einem Pedelec. Dies entspricht einem Anteil von 71%. Maßmann: „Aufgrund der voranschreitenden Mobilitätsentwicklungen, in Verbindung mit den Unfallzahlen, haben wir beim Thema Radverkehr einen besonderen Schwerpunkt gesetzt. Besonders die älteren Verkehrsteilnehmer müssen noch stärker für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert werden.“

E-Scooter

Im Jahr 2021 ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich der PD Osnabrück 89 Verkehrsunfälle (davon allein in der PI Osnabrück 59) unter Beteiligung eines E-Scooters. Im Stadtgebiet Osnabrück sind ab Oktober 2020 insgesamt 1200 Leih-E-Scooter in Betrieb genommen worden. Einige E-Scooter werden auch im Bereich der PI Leer/ Emden betrieben. Im Jahr 2020 waren es noch 49 Unfälle und im Jahr 2019 wurde nur ein Verkehrsunfall aufgenommen. Dies stellt einen starken Anstieg um 81, 6% dar. Bei diesen 89 Verkehrsunfällen wurden 17 Personen schwer und 49 Personen leicht verletzt. Unklar bleibt, wie viele Unfälle nicht zur Anzeige gebracht werden – es ist von einem hohen Dunkelfeld auszugehen. Das Mindestalter für das Fahren mit einem E-Scooter liegt bei 14 Jahren. Eine Helmpflicht besteht nicht – die Polizei empfiehlt jedoch, sich mit einem Helm zu schützen. Für E-Scooter gelten dieselben Alkoholgrenzwerte wie für Autofahrer. Wer mit 0,5 bis 1,09 Promille ohne Ausfallerscheinungen fährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Es drohen 500 Euro, ein Monat Fahrverbot und 2 Punkte im Fahreignungsregister. Kommen alkoholbedingte Ausfallerscheinungen dazu, kann es sich bereits ab 0,3 Promille um eine Straftat handeln. Diese liegt auch vor, wenn das Fahrzeug trotz einer Blutalkoholkonzentration von mindestens 1,1 Promille geführt wird. Für Fahranfänger in der Probezeit sowie Kraftfahrer bis 21 Jahre gilt generell 0,0 Promille!

Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Osnabrück

Ein Kernthema für das Jahr 2022 wird die Umsetzung des landesweiten Konzepts „Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr“ sein. Die Mobilitätswende führt dazu, dass sich auch die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei Niedersachsen stetig weiterentwickelt. Die Maßnahmen sind dabei nicht nur auf den motorisierten Verkehr gerichtet, vielmehr steht jegliche Art der Verkehrsbeteiligung aller Altersklassen, sowie jegliche Formen einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit im Fokus. Vor dem Hintergrund wird es durch die Polizei Niedersachsen die Verkehrssicherheitskampagne #FahrKLAR geben. Darüber hinaus wird bei der länderübergreifenden Verkehrsinitiative „sicher.mobil.leben“ die „Fahrtüchtigkeit im Blick“ der teilnehmenden Polizeibehörden stehen. Am 5. Mai 2022 wird es dazu einen gemeinsamen Aktionstag geben (weitere Informationen werden zeitgerecht erfolgen).

Kontakt:
Laura Brinkmann
Polizeidirektion Osnabrück
Dezernat 01 – Presse-/Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0541 327-1027
E-Mail: laura-christin.brinkmann@polizei.niedersachsen.de


Verkehrsunfallstatistik   Bildrechte: Polizeidirektion Osnabrück

Sympolfoto zur Verkehrsunfallstatistik 2021

Pressemitteilung Verkehrsunfallstatistik 2021

  Pressemitteilung Verkehrsunfallstatistik 2021

Artikel-Informationen

erstellt am:
05.04.2022

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