Abgefahren- wie krass ist das denn

Prävention, die unter die Haut geht


Abgefahren, wie krass ist das denn
Zum mittlerweile vierten Mal fanden sich Elftklässler der Gymnasien Georgianum, Franziskus und Leoninum sowie der Berufsbildenden Schulen im Lingener Theater ein. Etwa 12000 junge Menschen waren in den vergangenen vier Jahren Gäste eines einzigartigen Präventionsprojektes der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim. „Abgefahren – Wie krass ist das denn?“ Ein Projekttitel, der wohl erst auf den zweiten Blick und bei genauerer Betrachtung die ganze Dramatik der dargestellten Schicksale offenbart. Zur Zielgruppe der Veranstaltungen gehören vor allem junge Fahranfänger zwischen 17 und 24 Jahren. Am Beispiel schwerer, meist tödlicher Verkehrsunfälle mit regionalem Bezug, wird ihnen der Zusammenhang zwischen Fehlern im Straßenverkehr und den damit einhergehenden unumkehrbaren Konsequenzen vermittelt. Neben Vor- und Nachbereitungsmodulen an den Schulen, ist es vor allem die direkte Konfrontation mit den Beteiligten solcher Verkehrsunfälle, die bei den Schülern nachhaltige Wirkung entfalten soll. Neben Einsatzkräften der Polizei, der Feuerwehr, des Rettungsdienstes oder Notfallseelsorgern, kommen auch direkte Unfallbeteiligte oder Angehörige der Verstorbenen zu Wort. Am Dienstagmorgen wurden die Elftklässler aus Handrup, Thuine und Lingen im Theater an der Wilhelmshöhe mit zwei schweren Verkehrsunfällen mit jeweils tödlichem Ausgang konfrontiert. Vor allem die Berichte von Anna sind es, die sich bei den jungen Menschen tief einbrennen. Die damals 17-jährige hat bei einem Unfall im Industriegebiet Am Sender selbst am Steuer gesessen. Mit im Fahrzeug befanden sich mehrere Freunde im gleichen Alter. Der Moment, als ihr Beifahrer aus Spaß die Handbremse zog, veränderte ihr Leben für immer. Der junge Mann auf dem Beifahrersitz überlebte den Unfall nicht. Weil damals Alkohol und jugendlicher Leichtsinn für den Unfall mit verantwortlich waren, entschloss sich Anna, anderen jungen Menschen ihre Geschichte zu erzählen. Der zweite Unfall und damit die zweite Schicksalsgeschichte des Projektes, handelt von einer vierköpfigen Familie und dem Tag an dem sich alles änderte. Die Mutter sowie ihre beiden zwei- und vierjährigen Söhne waren unverschuldet in einen schweren Verkehrsunfall auf der Lingener Umgehungsstraße verwickelt. Die junge Frau und das zweijährige Kind starben. Der Vierjährige wurde so schwer verletzt, dass er ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben wird. Der Vater musste seine Arbeit aufgeben, um seinen Sohn pflegen zu können. Die Originalfotos der Unfälle in Verbindung mit den emotionalen Erlebnisschilderungen der unterschiedlichen Beteiligten, machen das Projekt zu einem prägenden Erlebnis. Auch außerhalb des Emslandes und der Grafschaft Bentheim ist man auf das Konzept aufmerksam geworden. Die Landesregierung empfiehlt eine Niedersachsenweite Einführung zur nachhaltigen Unfallprävention.

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