Verkehrsunfallstatistik 2016
„Trotz der immer noch relativ hohen Zahl an Verkehrsunfällen fällt die Bilanz für das Jahr 2016 positiv aus. Die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle - vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln - sank im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Zahl der Verkehrstoten ist deutlich zurückgegangen. Die nicht angepasste Geschwindigkeit und ebenso die Ablenkung im Straßenverkehr gehören weiterhin zu den Hauptunfallursachen und bleiben im Fokus der Polizei.“
- Anzahl der Verkehrsunfälle (31.367) um 7,14 % gesunken
- Zahl der Verkehrstoten (75) seit zehn Jahren auf tiefstem Stand (- 54 %)
- Zahl der Schwerverletzten (1322) im Nordwesten rückläufig (- 3,22 %)
- Ablenkungen im Straßenverkehr - Gefahrenbewusstsein wenig ausgeprägt
- Verkehrsprävention kommt an - weniger Baumunfälle durch Verkehrsüberwachungsmaßnahmen
- Unfälle mit Fahrrädern - Geschwindigkeiten von Pedelecs und E-Bikes werden unterschätzt
- Risikogruppen im Fokus der Polizei - Präventionsarbeit muss Zielgruppen erreichen
- Ausblick für das Jahr 2017 - Steigerung der Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten
Anzahl der Verkehrsunfälle (31.367) um 7,14 % gesunken - Zahl der Verkehrstoten (75) seit zehn Jahren auf tiefstem Stand (-54 %) - Zahl der Schwerverletzten (1322) im Nordwesten rückläufig (- 3,22 %)
Insgesamt kam es im Bereich der Polizeidirektion Osnabrück im Jahr 2016 zu 31.367 Verkehrsunfällen, das sind 2412 Unfälle weniger als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr verloren bei Verkehrsunfällen auf den Straßen im Nordwesten 75 Menschen ihr Leben. Dies sind 11 getötete Personen weniger als im Vorjahr - tragisch, aber dennoch eine deutliche Verringerung seit zehn Jahren - ein Minus von rund 54 %. Rückläufig ist auch die Zahl der Schwerverletzten. Diese sank im Vergleich zum Vorjahr um 44 Personen auf 1322. „Die reinen Zahlen in der Statistik entwickeln sich positiv. Die andere Seite zeigt aber auch, dass eine Betrachtung der Verkehrsunfallstatistik immer traurig bleibt. Denn jeder Verkehrstote und Schwerverletzte bedeutet viel Leid“, so Friedo de Vries.
Ablenkungen im Straßenverkehr - Gefahrenbewusstsein nur wenig vorhanden
Laut de Vries bleibt das Thema Ablenkungen im Straßenverkehr, vor allem durch die Nutzung von Handys oder anderen elektronischen Geräten während der Fahrt, weiter im Fokus der Polizei. Das Tippen von Nachrichten oder bei Facebook am Steuer nachzuschauen lässt das Unfallrisiko um das Sechs- bis Zwölffache anwachsen. „Es kann nicht hingenommen werden, dass Verkehrsteilnehmer im Blindflug über unsere Straßen fahren und dabei sich und andere in Gefahr bringen. Augen und Ohren auf heißt es bei der Teilnahme am Straßenverkehr - für Jedermann“, appellierte de Vries an alle. Auch die Bußgelderhöhung von 40 auf 60 Euro im Jahr 2014 für den Handyverstoß habe in Deutschland noch nicht das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer geändert und sei im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bedeutend zu gering. „Das Autofahren darf nicht zur Nebensache werden“, betonte de Vries in diesem Zusammenhang. Er kündigte weiterhin regelmäßige Kontrollen an und setzt auch auf die Wirkung der Bußgelder. „Autofahrer ändern ihr Verhalten oftmals leider erst, wenn sie ihr Bargeld zücken müssen. Das ärgert - und regt zum Nachdenken an“, so de Vries. Dennoch: Der Einfluss der Polizei auf das erforderliche Gefahrenbewusstsein bei den Verkehrsteilnehmern ist begrenzt. „Bitte thematisieren Sie die Gefährlichkeit der Handynutzung im Straßenverkehr in der Familie und im Freundeskreis“, regte de Vries an.
Verkehrsprävention kommt an - weniger Baumunfälle durch Verkehrsüberwachungsmaßnahmen
Die sogenannten „Baumunfälle“ gehören immer noch zu den häufigsten Einzelursachen von tödlichen Verkehrsunfällen in Deutschland. Insgesamt kam es vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln zu 453 Verkehrsunfällen, die mit der Kollision an einem Baum außerhalb der geschlossenen Ortschaft endeten. Erfreulicherweise sind das weniger Unfälle (63) als noch im Jahr 2015. Seit 2014 läuft im Land Niedersachsen ein dreijähriges Modellprojekt, in dem die Landkreise Emsland und Osnabrück vertreten sind, um dort nachhaltig die Baumunfälle zu reduzieren. Leider wurden immer noch 17 (-10 %) Personen getötet und 131 (-7 %) schwerstverletzt, als sie im Jahr 2016 von der Fahrbahn abkamen und mit einem Baum kollidierten. „Die Zahlen gehen dennoch von Jahr zu Jahr zurück und zeigen damit, dass diese Initiative des Landes Niedersachsen offenbar erfolgreich ist“, so der Polizeivizepräsident zu dem Rückgang. Mit elektronischen Tempoanzeigen, Reduzierungen der Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h und Plakaten soll das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren hinweisen und nachhaltig die sogenannten „Baumunfälle“ reduzieren.
Unfälle mit Fahrrädern - Geschwindigkeiten von Pedelecs und E-Bikes werden unterschätzt
„Besorgniserregend ist die Zahl der Fahrradunfälle“, stellte Friedo de Vries zu diesem Abschnitt der Verkehrsunfallstatistik fest. Die Anzahl der Fahrradunfälle stieg im Vergleich zum Vorjahr (2412) um 7 % an. Bei den 2598 Verkehrsunfällen waren mit 8,5 % an fast jedem 10. Fahrradunfall Pedelecs und E-Bikes beteiligt. Friedo de Vries wies darauf hin: „Wenn sowohl die Radfahrer als auch die Fahrzeugführer gegenseitig auf sich achten und die Gefahrensituationen besser einschätzen würden, könnten wir die Zahl der Unfälle mit Toten und Verletzten verringern.“ Auffällig ist die Beteiligung der jungen Radler bis 14 Jahre (42 Verkehrsunfälle) sowie die Radfahrgruppe ab 55 Jahren (181 Verkehrsunfälle), die infolge von Radunfällen schwere Verletzungen davon tragen. Gerade die Durchschnittsgeschwindigkeiten und auch das Eigengewicht von Fahrrädern mit Motorantrieb sind oftmals höher als die von herkömmlichen Rädern und damit für alle Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr schwer einzuschätzen. Das Tragen eines Fahrradhelmes und einer Warnweste sowie das Absolvieren eines „Fahrtests“ beim Kauf eines Elektrorades zur Verbesserung der Handlungssicherheit sollte genutzt werden, um die Anzahl der Unfälle zu minimieren. „Das schnelle Radvergnügen soll die Spaß- und Fitnesskomponente mit einbeziehen und das geht nur, wenn die Sicherheit mit an Bord ist“, erklärte der Polizeivizepräsident.
Risikogruppen im Fokus der Polizei - Präventionsarbeit muss Zielgruppen erreichen
Auffällig: Die Altersgruppen von 18 bis einschließlich 24 Jahren sowie die Senioren ab 65 sind überproportional in der Verkehrsunfallstatistik der Polizeidirektion Osnabrück vertreten.
Auf den Straßen innerhalb der Direktion verloren 14 Fahranfänger ihr Leben und diese Altersgruppe war an insgesamt 6956 Unfällen beteiligt. 67 % (4660) der Unfälle wurden durch sie sogar verursacht.
„Gerade Fahranfänger können die Geschwindigkeiten im Verkehrsraum sowie den Abstand zum Vorausfahrenden nur bedingt einschätzen, so dass die Insassen einen oder mehrere Schutzengel benötigen. Ihnen fehlt aufgrund mangelnder Erfahrung das Gefahrenbewusstsein. Hier sind auch die Fahrschulen aufgefordert, auf die potentiellen Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen“, erklärte de Vries bei der Veröffentlichung der Unfallstatistik. Er begrüßt in diesem Zusammenhang zahlreiche Präventionsmaßnahmen, die noch näher an die Risikogruppe herangetragen werden müssen. Beispielhaft nannte er in diesem Zusammenhang das Projekt „Aktion junge Fahrer“ der Verkehrswacht Niedersachsen oder auch das Präventionsprojekt der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim
„Abgefahren - wie krass ist das denn“. Mit Crash-Simulationen, Demonstrationen von Sicherheitstrainings („Aktion junge Fahrer“) und Bühnenprogrammen in Schulen (PI Emsland/Grafschaft Bentheim) zielen beide Projekte auf die Vernunft und das Gefahrenbewusstsein von jungen Menschen ab, um die hohe Unfallbelastung der Fahranfänger abzubauen (www.pd-os.polizei-nds.de).
Auch in der Polizeidirektion Osnabrück ist der bundesweite Trend, dass immer mehr ältere Verkehrsteilnehmer an Unfällen beteiligt sind, erkennbar. 26 getötete und 253 schwerverletzte Menschen in der Risikogruppe ab 65 Jahren hat die Polizeidirektion im Nordwesten 2016 zu beklagen. Diese Altersgruppe verursachte von 5174 Unfällen, an denen sie zumindest beteiligt waren, rund 3052 Unfälle (59%). de Vries: „Ich appelliere deutlich an die Eigenverantwortlichkeit eines jeden Verkehrsteilnehmers.“ Mit den Aktionen „Fit im Auto“ (www.landesverkehrswacht.de) der Verkehrswacht Niedersachsen sowie u.a. der Kampagne des deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) „Beweglich bleiben: Mobilität ist keine Frage des Alters“, kann jeder Senior ab 65 Jahren auf freiwilliger Basis das eigene Können hinterm Steuer praktisch testen und bei verschiedenen Experten hinterfragen. „Sowohl körperlich als auch psychisch muss, sei es als Führer eines Kraftfahrzeuges oder auf dem Fahrrad fahrend, jeder dem motorisierten Verkehr gewachsen sein“, so der Polizeivizepräsident Friedo de Vries abschließend.
Die Presseinformation zur Verkehrsunfallstatistik erhalten Sie hier
Ausblick für das Jahr 2017 - Steigerung der Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten
Die angezeigten Verkehrsunfallfluchten sind zwar im Jahr 2016 um 84 auf 7465 Fluchten gesunken (-1 %), in den Jahren davor aber stetig angestiegen. „Fehler im Straßenverkehr passieren, die muss der Verursacher sich aber auch eingestehen und der Polizei melden“, so de Vries. Entgegen der Auffassung vieler Unfallverursacher reicht es nicht aus, einen Zettel mit seiner Telefonnummer an die Windschutzscheibe zu heften. Richtig handeln die Verursacher eines Verkehrsunfalles dann, wenn sie eine angemessene Zeit auf den Geschädigten vor Ort warten. Die Wartezeit ist nicht definiert, sollte aber in der Regel 30 Minuten betragen. Wenn der Unfallgegner bis dann nicht am Unfallort erschienen ist, steht in letzter Konsequenz die örtliche Polizei oder die Notrufnummer 110 zur Aufnahme des Verkehrsunfalles zur Verfügung. Die Polizei sollte auch kontaktiert werden, wenn Sie Zeuge einer Unfallflucht geworden sind. Rund die Hälfte der Verkehrsunfallfluchten in der Polizeidirektion Osnabrück konnten aufgeklärt werden. „Auch in diesem Themenfeld wird die Polizeidirektion Osnabrück in den nächsten Monaten weiter aktiv sein“, so der Polizeivizepräsident abschließend.