Polizeiliche Verkehrsunfallstatistik 2022 der Polizeidirektion Osnabrück
Unfallzahlen erreichen Vor-Corona Niveau - Anstieg bei Baumunfällen - Unfälle mit (Elektro-)Fahrrädern und E-Scootern nehmen zu - Rückgang von Motorradunfällen - Mobilitätswende schreitet voran
Kernpunkte der Verkehrsunfallstatistik 2022 - Anzahl der Verkehrsunfälle (30.473) um 3,6 % gestiegen - Zahl der Verkehrstoten (80) auf hohem Niveau - Zahl der Schwerverletzten (1.173) wieder gestiegen; Anstieg der Leichtverletzten (6.545) - Baumunfälle (425) - höchster Wert der letzten 5 Jahre - 12 Menschen starben - Anstieg der Verkehrsunfälle bei Fahrrädern mit Elektromotor (987) um 26 % - E-Scooter-Unfälle (121) um 36% erneut deutlich gestiegen.
Im vergangenen Jahr 2022 ereigneten sich innerhalb der Polizeidirektion Osnabrück, vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln, insgesamt 30.473 Verkehrsunfälle. Obwohl das Verkehrs-aufkommen nach Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wieder spürbar zugenommen hat, ist die Zahl der Verkehrsunfälle gegenüber 2019 um 1.082 Unfälle gesunken. Für 80 Personen endeten die Unfälle tödlich, darunter für vier Kinder. Damit verzeichnet die Direktion acht Verkehrstote mehr als im Jahr 2021.
Je höher die gefahrene Geschwindigkeit, desto schwerwiegender sind die Folgen Wie bereits im Jahr 2021 (2.195) ist auch 2022 (2.821) ein fehlender Sicherheitsabstand die Hauptunfallursache. An zweiter Stelle stehen Vorfahrtsverstöße (1.946), gefolgt von überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit (1.453). Signifikant: Die Geschwindigkeit ist der größte Faktor für die Schwere der Verletzungen bei den Verkehrsteilnehmenden. Menke: "Wir sind alle gefordert: Gegen-seitige Rücksichtnahme ist das Stichwort. Es ist wichtig, dass Sie stets rücksichtsvoll fahren und Ihre Geschwindigkeit anpassen! So können wir gemeinsam den Straßenverkehr sicherer gestalten. Gleich-zeitig wird die Polizei ihre Präventionsarbeit und Überwachungsmaßnahmen konsequent fortsetzen. Noch in diesem Jahr startet dazu eine landesweite Kampagne unter dem Motto "Rücksichtnahme im Straßenverkehr".
Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle auf Außerortsstraßen ist im Jahr 2022 um 12,5 % angestiegen (425) - dies ist der höchste Wert der letzten fünf Jahre. Besorgniserregend: Bei den 425 Unfällen wurden insgesamt 324 Personen verletzt und 12 Menschen verloren ihr Leben. Nahezu jeder Baumunfall führte zu leichten Verletzungen bei mindestens einer Person. Die Geschwindigkeit stellt sich als größter Faktor für die Schwere der Verletzungen heraus. Insbesondere auf Außerortsstraßen wie Bundes-, Land- und Kreisstraßen besteht ein deutlich höheres Gefahrenpotential im Vergleich zu Autobahnen. Etwa durch Vorfahrtssituationen, Überholvorgänge oder Hindernisse, die neben der Fahrbahn stehen.
Aber auch eine Beeinflussung durch Alkohol oder Drogen und Medikamenten spielt eine bedeutende Rolle bei der Verursachung schwerer Verkehrsunfälle. Im vergangenen Jahr gab es eine Zunahme an Unfällen, bei denen die Fahrzeugführenden unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen standen. Im gleichen Zeitraum verursachten 757 Verkehrsteilnehmende einen Verkehrsunfall unter Alkoholbeeinflussung - im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um ca. 17 %. Bei den schweren Verkehrsunfällen mit tödlich oder schwer verletzten Personen stieg die Zahl der alkoholisierten Unfallverursacher um ca. 32 %. Von den 757 Unfällen wurden 151 Personen mindestens schwer verletzt oder getötet. Menke: "Das Führen eines Fahrzeugs im öffentlichen Verkehrsraum unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stellt nicht nur eine Gefahr für den Fahrer selbst dar, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer. Im Straßenverkehr haben Alkohol und Drogen keinen Platz! Es ist auch ein Trugschluss zu glauben, dass Fahrräder mit Elektromotor oder E-Scooter eine sichere Alternative sind, um nach Hause zu gelangen - die Polizei wird konsequent eingreifen!"
Risikogruppen weiter im Fokus der polizeilichen Präventionsarbeit Innerhalb der Altersgruppe der 18 - 24-jährigen verstarben bei Verkehrsunfällen 12 Personen (2021: 13). Die Anzahl der schwer verletzten Personen dieser Altersklasse verringerte sich aber deutlich auf 195 (2021: 233). In der Altersgruppe der ab 65-Jährigen starben im vergangenen Jahr 21 Personen infolge eines Verkehrsunfalls - somit ist diese Altersgruppe bei den Verkehrstoten am häufigsten vertreten. Unter diesen 21 Verkehrstoten waren acht als Fußgänger oder Fahrrad- bzw. E-Bike/ Pedelec-Fahrer unterwegs. Auch Kinder unter sechs Jahren wurden im Jahr 2022 - tragischerweise - tödlich verletzt. Menke: "Die Zahl älterer Menschen, die im Straßenverkehr getötet werden, nimmt kontinuierlich zu. Der demografische Wandel in der Gesellschaft und die zunehmende Mobilität im Alter spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Um den Bedürfnissen dieser Generation gerecht zu werden, müssen wir uns auch weiterhin auf eine angepasste Präventionsarbeit konzentrieren."
Mehr ungeschützte Verkehrsteilnehmende im Direktionsbereich unterwegs Fahrrad, Pedelec und E-Bike Im Jahr 2022 wurden insgesamt 3.118 Unfälle registriert, bei denen Fahrräder, Pedelecs oder E-Bikes beteiligt waren. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2.589 Unfälle gemeldet - das ergibt einen Anstieg um etwa 20 %. Dies lässt sich zum einen auf den Wegfall vieler Corona-Einschränkungen und die damit einhergehende Zunahme des Verkehrsaufkommens zurückführen. Zum anderen spiegelt sich hier auch das veränderte Mobilitätsverhalten der Gesellschaft wider. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) gab es im Jahr 2022 bundesweit 82,8 Millionen Fahrrädern, Pedelecs und E-Bikes. 2019 waren es noch 75,9 Millionen. Im Bereich Fahrrad stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle um ca. 19 % an. Fünf Fahrradfahrende wurden dabei tödlich verletzt, davon waren zwei Personen älter als 65 Jahre. Bei der Gruppe der Pedelecs/ E-Bikes stieg die Anzahl der tödlich verletzten Personen seit 2020 wie-der kontinuierlich an. Dies ist zum größten Teil mit der Zunahme dieser Fahrzeuge im Straßenverkehr zu erklären. Acht Pedelec-/E-Bike-Fahrer verunglückten im Jahr 2022 tödlich, davon waren drei Personen älter als 65 Jahre.
E-Scooter
Im Jahr 2022 setzte sich der Trend zur Nutzung von E-Scootern fort. Im Stadtgebiet Osnabrück wer-den ca. 1200 E-Scooter von Verleihfirmen angeboten. Im übrigen Zuständigkeitsbereich der PD Osnabrück sind Verleihfirmen nur sporadisch und in einem deutlich kleineren Rahmen vertreten. Seit ihrer Zulassung im Juni 2019 haben sich Elektrokleinstfahrzeuge insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen als beliebtes Verkehrsmittel etabliert. Allerdings haben sie auch Auswirkungen auf die Unfallstatistik: Die Anzahl der E-Scooter-Unfälle stieg von 2020 auf 2021 bereits um etwa 27 Prozent an und erreichte im Jahr 2022 einen Anstieg um weitere rund 37 Prozent (2020: 49; 2021: 89; 2022: 121). Dabei ist auffällig, dass besonders viele junge Erwachsene in Unfälle verwickelt sind. Etwa 32 Prozent der Beteiligten an E-Scooter-Unfällen waren zwischen 18 und 24 Jahren alt. Die Polizei weist zudem erneut darauf hin, dass bei Nutzung eines E-Scooters dieselben Promillegrenzen wie für jedes andere Kraftfahrzeug gelten. Die Polizei setzt hier neben der Prävention auch auf gezielte Schwerpunktkontrollen. Verstöße werden konsequent geahndet. Menke: "Angesichts der neuen Mobilitätsformen und -entwicklungen, in Verbindung mit den Unfall-zahlen haben wir beim Thema Radverkehr einen besonderen Schwerpunkt gesetzt. Mir liegt dabei insbesondere die Reduzierung von Unfällen mit ungeschützten Verkehrsteilnehmenden am Herzen. Beim Radverkehr müssen wir vor allem die älteren und bei den E-Scootern die jüngeren Verkehrsteil-nehmenden noch stärker für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren. Sichtbar sein heißt sicher sein - ziehen Sie beispielsweise gut sichtbare gelbe Westen oder Kleidung mit Reflektoren an. Ein gutsitzender Helm kann im Ernstfall Ihr Leben retten - also Helm auf!"
Motorräder
Der rückläufige Trend der vergangenen Jahre (2020: 457; 2021: 451), setzt sich auch im Jahr 2022 fort (444). Bei Verkehrsunfällen mit Motorradbeteiligung wurden im letzten Jahr 322 Personen verletzt. Insgesamt erlitten 113 Personen schwere und zehn Personen tödliche Verletzungen. Menke: "Die Motorradsaison hat begonnen und wie jedes Jahr müssen wir intensiv über die damit verbundenen Gefahren aufklären und für gegenseitige Rücksichtnahme werben. Es ist erfreulich zu sehen, dass Motorradfahrer zunehmend gelbe Westen oder Jacken mit Reflektoren tragen. Mit einer sorgfältigen Vorbereitung von Fahrer und Fahrzeug steht einer sicheren Motorradsaison nichts im Wege."
Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Osnabrück Ein Kernthema für das Jahr 2023 wird die Umsetzung der landesweiten Schwerpunktbildung "Rücksichtnahme im Straßenverkehr" sein. Einmal im Monat wird es gezielte Kontrollaktionen in den verschiedenen Bereichen geben. Zum Beispiel zu den Themen: "Seitenabstand zu Fahrradfahrenden", "Fahrradfahrende in der Fußgängerzone" oder "Ablenkung durch das Smartphone". Begleitet wer-den die Kontrollen dabei auch durch die Präventionsteams. Darüber hinaus wird die Polizei auch auf ihren Social-Media-Accounts sowie in Schulen und Kindergärten für die Themen sensibilisieren. Die Polizeidirektion Osnabrück hat neben dem landesweiten Schwerpunktthema "Rücksichtnahme" noch die Handlungsfelder "Geschwindigkeit" und "Zweiradfahrende" als Schwerpunktthema benannt. In diesen Handlungsfeldern wird es direktionsweite Kontrollen zur Steigerung der Verkehrssicherheit geben: Bei der Aktion "Uns reicht's" werden auf Streckenabschnitten mit vielen Verkehrsunfällen Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Bei einer weiteren Kontrollaktion "Geisterradler" soll gezielt auf Fahrradfahrende geachtet werden, die einen Radweg in falscher Richtung befahren. Die Pedelec-Aktion "Sicherheit erfahren" zielt auf ältere Pedelec-Fahrende ab. Im Rahmen der Aktion wird eine Strecke mit besonders gefährlichen Punkten abgefahren. An den einzelnen Punkten wird den Teilnehmenden die besondere Verkehrssituation erläutert. Zusätzlich erhalten die Teilnehmen-den Informationen zur Kriminalprävention (z.B. Sicherung des Pedelec).
Fazit der Polizeivizepräsidentin Andrea Menke zur heute veröffentlichten Verkehrsunfallstatistik: "Die Gesamtzahl der erfassten Verkehrsunfälle ist im letzten Jahr gestiegen, bleibt aber unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Wir wollen durch unsere Verkehrssicherheitsarbeit dafür sorgen, dass Sie sicher Zuhause ankommen - jetzt sind Sie dran! Unsere Bitte: Nehmen Sie im Straßenverkehr Rücksicht aufeinander, reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit. Durch das Anpassen des Geschwindigkeitsniveaus können schwerwiegende Unfallfolgen vermieden werden. Die Mobilitätswende und neue Mobilitätsformen sind weiterhin Schwerpunktthema in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. Wir werden uns auch künftig auf Pedelec- und E-Scooter-Fahrende konzentrieren und unsere Präventionsarbeit - so engagiert wie bisher - fortsetzen. Auch hier meine deutliche Bitte: Fahren Sie defensiv und schützen Sie insbesondere Ihren Kopf! Ein gut sitzender Fahrradhelm kann im Ernstfall Leben retten!"
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Osnabrück
Laura-Christin Brinkmann
Telefon: 0541-327-1027
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