Verkehrsunfallstatistik 2015
Am 18. März 2016 stellte Polizeivizepräsident Friedo de Vries die Verkehrsunfallstatistik 2015 für die Polizeidirektion Osnabrück vor. Demnach stieg die Zahl der Verkehrsunfälle von den ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald im Jahr 2015 auf insgesamt 34.035 - ein Plus von 2,5 %. Positiv: Die Zahl der Verkehrstoten konnte reduziert werden. Dennoch starben 86 Menschen auf den Straßen im Nordwesten. Mit sieben getöteten Menschen weniger im Vergleich zum Vorjahr, verzeichnete die Polizeidirektion den zweitniedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. Auch die Zahl der Schwerverletzten sank im Vergleich zum Vorjahr um 58 Personen auf 1370. Trotz der teilweise deutlichen Rückgänge bei den Verkehrsunfällen mit schweren Unfallfolgen mahnte de Vries: „Statistisch werden jeden Tag 4 Menschen durch Verkehrsunfälle schwer verletzt, an jedem 4. Tag stirbt ein Mensch auf unseren Straßen.“ Deshalb sei die Unfallstatistik immer auch eine traurige Bilanz.
Kreis-, Land- und Bundestraßen im Fokus
Auffällig bei den Verkehrstoten und Schwerverletzten: Rund 70 % aller durch einen Verkehrsunfall getöteten Menschen, verloren ihr Leben außerhalb geschlossener Ortschaften. Bei den schwerverletzten Personen betrug dieser Anteil rund 50 %. De Vries: „Der hohe Anteil an tödlich verletzten Verkehrsunfallopfern außerhalb geschlossener Ortschaften ist auffällig. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist nach wie vor eine der Hauptunfallursachen.“ Geschwindigkeitskontrollen wie auch Verkehrspräventionsmaßnahmen von Kommunen, Polizei sowie Verkehrssicherheitsträgern seien notwendig, um die Verkehrssicherheit zu steigern. Auch die Erhöhung der Bußgelder sei eine geeignete Maßnahme, das Geschwindigkeitsniveau auf deutschen Straßen zu reduzieren. De Vries: „Offensichtlich erreichen wir bestimmte Verkehrsteilnehmer nur über das Portemonnaie. Wer rast gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere.“ Außerdem hält der Polizeivizepräsident die Diskussion über die zulässige Höchstgeschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften (ausgenommen Bundesautobahnen) für Fahrzeuge auf 80 Km/h für erforderlich. De Vries: „Die gefahrene Geschwindigkeit hat maßgeblichen Einfluss auf die Schwere der Verletzungen bei einem Verkehrsunfall.“ Aus polizeilich-fachlicher Sicht könne ein solcher Schritt dazu beitragen, die Zahl der Getöteten und schwerverletzten Verkehrsunfallopfer nachhaltig zu reduzieren. Auch das Leid der Unfallbeteiligten und deren Angehörigen nach schweren Verkehrsunfällen könne entsprechend verringert werden, wenn weniger schwere Unfälle passierten. De Vries erwähnte in diesem Zusammenhang das emotionale Präventionsprojekt „Abgefahren, wie krass ist das denn“, bei dem Beteiligte eines schweren Verkehrsunfalls aus der Region, ihre Erlebnisse und Eindrücke teilweise sehr emotional dem jungen Publikum schildern, um auf die Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Die Polizei erhofft sich dadurch eine veränderte Einstellung zum Thema „schnelles Fahren“.
Ablenkungen im Straßenverkehr
Das Thema Ablenkung im Straßenverkehr, durch Handys und andere elektronische Geräte, ist nach wie vor ein Problemfeld - verbunden mit einer hohen Dunkelziffer. De Vries: „Wir wollen verhindern, dass die Teilnahme am Straßenverkehr zur Nebensache wird. Das Gefahrenbewusstsein ist bei vielen Verkehrsteilnehmern einfach nicht vorhanden.“ Deshalb sollten neben bundes- und landesweiten Präventionskampagnen wie „Tippen tötet“, auch hier deutliche Erhöhungen der Bußgelder, beispielsweise für die Handynutzung am Steuer, geprüft werden. Ein Vergleich der deutschen und niederländischen Bußgelder spreche für sich, so de Vries. Die Handynutzung in Deutschland wird mit einem Bußgeld in Höhe von 60 Euro geahndet - in den Niederlanden mit 230 Euro.
Jahresbilanz bei den Motorradunfällen - Neue Saison beginnt
Bei den Motorradunfällen blieb die Zahl der Unfälle in der Direktion mit 1.292 auf dem Vorjahresniveau. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2 Getötete auf insgesamt 20, während die Zahl der schwerverletzten Biker auf 240 (- 27 Schwerverletzte) zurückging. De Vries appellierte an die Motorradfahrer zu Beginn der neuen Saison: „Erliegen Sie nicht der Faszination der Geschwindigkeit - fahren Sie defensiv. De Vries empfahl, sich nach dem Winter grundsätzlich erst mit dem Motorrad vertraut zu machen, bevor es losgehe - dazu eignen sich beispielsweise Fahrsicherheitstrainings, die durch die Verkehrssicherheitsträger wie Verkehrswachten, Kommunen und Polizei angeboten werden. Ein großer Teil aller Motorradunfälle geschieht aber auch dadurch, dass andere Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt oder den Vorrang der Motorradfahrer nicht beachten. Ein Grund ist die mangelnde Sichtbarkeit der Motorräder. Auch deshalb empfiehlt die Polizei den Bikern zum Saisonstart deutlich sichtbare Kleidung zu tragen und zusätzlich noch eine Warnweste überzuziehen. Das Licht ist den Vorschriften nach bei jeder Fahrt einzuschalten. De Vries: „Motorradfahrer werden oftmals schlichtweg übersehen. Uns fällt positiv auf, dass zunehmend gelbe Westen oder Jacken mit Reflektoren von Motorradfahrern getragen werden.“ De Vries wünschte zu Beginn der neuen Motorradsaison allen Bikern eine allzeit sichere und gute Fahrt. „Kommen Sie immer gut an Ihr Ziel!“
Alkohol- und Drogeneinfluss im Straßenverkehr
Die Polizei registrierte im Jahr 2015 insgesamt 654 Verkehrsunfälle bei denen der Fahrer unter Alkoholeinfluss stand – eine Zunahme von rund 5 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei den Fahrzeugführern, die unter dem Einfluss von anderen berauschenden Drogen einen Verkehrsunfall verursachten, nahmen leicht um zwei Unfälle auf 72 zu. De Vries: „Wir stellen im Vergleich der letzten Jahre eine stetige Zunahme an Verkehrsunfällen fest, bei denen der Fahrzeugführer unter dem Einfluss von Drogen stand.“ Im Vergleich zu 2011 (30 Fälle) hat sich Wert in 2015 mit 72 Unfällen mehr als verdoppelt.
Verkehrsunfälle mit Fahrrädern
Bei den Unfällen mit Fahrrädern verzeichnete die Direktion im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang auf 2.419. Berücksichtig wurden alle Unfälle mit Fahrrädern, E-Bikes und Pedelecs in der Polizeidirektion. Bei der Betrachtung aller Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Pedelecs und E-Bikes stieg Zahl von 97 Unfällen im Jahr 2014 auf 126 im Jahr 2015. Die Anzahl der tödlich verletzten Radfahrer sank im Vergleich zum Vorjahr auf 12. Auffällig: Die Altersgruppen der ab 65-jährigen waren mit sieben tödlich verletzten Verkehrsunfallopfern überproportional häufig beteiligt. Auch bei den schwerverletzten Radfahrern ein ähnliches Bild: Die Zahl der Schwerverletzten lag bei 352, davon waren 104 Unfallopfer ältere Verkehrsteilnehmer. De Vries: „Offensichtlich werden ältere Menschen überproportional oft Verkehrsunfallopfer mit schweren Folgen im Vergleich zu allen Altersgruppen, die mit dem Rad unterwegs sind.“ Gründe dürften die hohe Verletzungsanfälligkeit von älteren Personen wie auch die teilweisen komplexen Anforderungen an die älteren Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr sein.
Risikogruppen Senioren und junge Verkehrsteilnehmer
De Vries begrüßt die vermehrten Präventionsmaßnahmen und Projekte für ältere Menschen im Straßenverkehr auf freiwilliger Basis. Beispielhaft nannte er das Landesprojekt „Fit und Auto-mobil“ wie auch Fahrsicherheitstrainings für Senioren, die bereits von der Landesverkehrswacht Niedersachsen in Zusammenarbeit mit den Kommunen und der Polizei angeboten werden. Hierbei solle auf die Vernunft und Freiwilligkeit älterer Menschen gesetzt werden.
De Vries wies abschließend darauf hin, dass die Risikogruppe der Senioren ab 65 Jahre im vergangenen Jahr jedoch nicht überproportional als Verursacher eines Verkehrsunfalles in Erscheinung getreten sei. Gemessen an den Gesamtunfallzahlen im Jahr 2015 war in 4092 Fällen der Unfallverursacher älter als 64 Jahre - dies entspricht einem Anteil von 12 %. Im Vergleich dazu, war die Risikogruppe der 18-24- jährigen im Jahr 2015 mit einem Anteil von rund 17 % als Unfallverursacher am Unfallgeschehen beteiligt. Die Altersgruppe der jüngeren Fahrerinnen und Fahrer bleibt dabei bei den entsprechenden Maßnahmen weiter im Fokus.