Verkehrsunfallstatistik 2017


Das Fazit von Polizeipräsident Bernhard Witthaut zur heutigen Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik der Polizeidirektion Osnabrück lautet:

„Die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Erfreulich ist dabei, dass die Zahl der Verkehrstoten weiter reduziert werden konnte. Blechschäden führen zu Ärger, aber lieber Bagatellschäden anstatt tödliche Verletzungen. Die nicht angepasste Geschwindigkeit und ebenso die Ablenkung im Straßenverkehr gehören weiterhin zu den Hauptunfallursachen.“

Die Anzahl der Verkehrsunfälle ist um 1,4 % auf 31.595 angestiegen - 2016 gab es 31.367 Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Osnabrück.

Kernpunkte der Verkehrsunfallstatistik 2017

  • Anzahl der Verkehrsunfälle (31.595) um 1,4 % gestiegen
  • Zahl der Verkehrstoten (54) auf tiefstem Stand seit zehn Jahren (- 28 %)
  • Deutlicher Rückgang der tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer außerhalb geschlossener Ortschaften (-38 %)
  • Zahl der Schwerverletzten (1.417) im Nordwesten angestiegen (6,3 %)
  • Unfälle mit Pedelecs und E-Bikes seit 2013 fast vervierfacht

Rückgang der Verkehrstoten

Im vergangenen Jahr verloren auf den Straßen im Nordwesten Niedersachsens 54 Menschen ihr Leben - 2016 waren es noch 21 Menschen mehr. Damit konnte 2017 ein deutlicher Rückgang um 28 % verzeichnet werden. Unter den 54 Verstorbenen sind keine Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre.

Insbesondere die Unfälle mit tödlichem Ausgang außerhalb geschlossener Ortschaften sind rückläufig (-38 %).

„Die gestiegene Anzahl der 1.417 Verkehrsteilnehmer, die schwere Verletzungen und 6.973 Verkehrsteilnehmer, die leichte Verletzungen erlitten haben, gibt Grund zur Sorge“ erläutert Witthaut.

Die Bundesautobahnen sind trotz der hohen Auslastung und der hohen gefahrenen Geschwindigkeit ein sehr sicherer Verkehrsweg. Dort verstarben 2017 vier Verkehrsteilnehmer, im Vorjahr waren es noch sechs.

Unfallursachen im Vergleich

Beim Vergleich der häufigsten Unfallursachen fällt zunächst auf, dass Unfälle aufgrund eines mangelnden Sicherheitsabstands seit 2015 zurückgegangen sind. Dennoch können immer noch 2.282 Verkehrsunfälle auf diese Ursache zurückgeführt werden. 2016 waren es 2.893. Eine leichte Zunahme ist bei den Vorfahrtsverletzungen festzustellen. 2016 kam es zu 2.346 Unfällen aus diesem Grund, 2017 waren es 2.413. Ebenso ist eine Steigerung der Verkehrsunfälle aufgrund fehlerhaften Abbiegens festzustellen. 2016 kam es zu 1.599 Unfällen aufgrund dessen - 2017 waren es 1.666.

Konstant auf einem hohen Niveau bleiben Unfälle aufgrund von Alkohol bzw. Drogen im Straßenverkehr. Leicht rückläufig ist die Anzahl der Unfälle aufgrund nicht angepasster oder überhöhter Geschwindigkeit: 2017 waren es 1.860 Unfälle, 2016 noch 1.905. Die Auswertung der Unfallursachen zeigt deutlich, dass Unfälle häufig durch Fehlverhalten ausgelöst werden und neben Geschwindigkeitsüberschreitungen insbesondere Verstöße gegen die Vorfahrtsregelung oder Fehler beim Abbiegevorgang geschehen. „Die Verkehrsunfallstatistik vom vergangenen Jahr soll dazu anregen, das eigene Fahrverhalten zu überdenken. Jeder sollte sich bewusst sein, dass wir alle dazu beitragen können durch eine vorausschauende und rücksichtsvolle Fahrweise, Verkehrsunfälle zu reduzieren“, betont der Polizeipräsident.

Insgesamt endeten insgesamt 504 Verkehrsunfälle außerhalb geschlossener Ortschaften an einem Baum. Obwohl es im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 11 % darstellt, kam es bei diesen sogenannten „Baumunfällen“ zu deutlich weniger tödlich verletzten Verkehrsteilnehmern (- 50 %). „Die Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus stellt einen wichtigen Baustein dar“, erläutert der Polizeipräsident. „Eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung außerhalb geschlossener Ortschaften auf 80 km/h würde eine Vielzahl von Gefahrensituationen reduzieren.“

2017 gab es einen erneuten Anstieg der polizeilich registrierten Verkehrsunfallfluchten um ca. 4,4 % auf 7.793. Seit 2013 steigt die Anzahl stetig. Die Aufklärungsquote bei Unfällen mit Personenschaden liegt 2017 bei 51,42 %.

Risikogruppen im Fokus

In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen gab es 2017 insgesamt 9 tödlich verletzte Verkehrsteilnehmer - 4 weniger als 2016. Insbesondere bei der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen setzt sich der Trend fort. Verstarben 2014 noch 16 waren es 2017 noch 7 Menschen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auch auf die Einführung des Führerscheins mit 17. Seit 2008 kann der in Niedersachsen erworben werden.

In der Altersgruppe der ab 65-Jährigen ist die Anzahl der Verkehrstoten zurückgegangen: Waren es 2016 noch 46, so verstarben 31 Menschen im Jahr 2017. Dennoch war die Altersgruppe insgesamt an 5.689 Verkehrsunfällen beteiligt, 515 mehr als 2016. 59 % der Unfälle wurden durch diese Altersgruppe verursacht, ähnlich wie bereits 2016. „Mobil sein heißt aktiv am Leben teilzunehmen. Mobilität im Alter möchte sich jeder Mensch so lange es geht bewahren. Dennoch birgt es Gefahren, sich nicht einzugestehen, wenn die Teilnahme am Straßenverkehr zu Überforderung führt.“ Empfehlenswert sind Aktionen wie „Fit im Auto“ ( www.landesverkehrswacht.de ) der Verkehrswacht Niedersachsen sowie u.a. die Kampagne des deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) „Beweglich bleiben: Mobilität ist keine Frage des Alters“. Dabei kann jeder Senior ab 65 Jahren auf freiwilliger Basis das eigene Können hinterm Steuer praktisch testen und sich beraten lassen.

Vor dem Start der Motorradsaison werden auch diese statistischen Zahlen näher fokussiert: Die Anzahl der Unfälle unter Beteiligung eines Motorrades ist im Vergleich zum Vorjahr zwar konstant geblieben (481), aber die der leicht- (224) und schwerverletzten (130) Verkehrsteilnehmer gestiegen. In der Polizeidirektion verstarben 2017 insgesamt 8 Motorrad- oder Rollerfahrer, wie im Jahr zuvor. Dennoch ist der Anteil der tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer seit 2013 kontinuierlich um insgesamt 43 % gesunken.

Pedelecs und E-Bikes: Zahlen besorgniserregend

Waren es im Jahr 2013 noch 73 Unfälle mit Beteiligung eines Pedelecs oder E-Bikes, so hat sich die Zahl seit Beginn der Erfassung dieser Unfälle bis heute fast vervierfacht. 2017 waren es 279.

5 Verkehrsteilnehmer erlitten tödliche Verletzungen bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Pedelecs oder E-Bikes, wie auch im Jahr zuvor. 2013 war es ein Verkehrsteilnehmer. Gerade die Durchschnittsgeschwindigkeiten und auch das Eigengewicht von Fahrrädern mit Motorantrieb sind oftmals höher als die von herkömmlichen Rädern und damit für alle Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr schwer einzuschätzen. Das Tragen eines Fahrradhelmes und einer Warnweste sowie das Absolvieren eines „Fahrtests“ beim Kauf eines Elektrorades zur Verbesserung der Handlungssicherheit sollte genutzt werden, um die Anzahl der Unfälle zu minimieren.

Im Vergleich zum Jahr 2016 ist die Anzahl der Fahrradunfälle insgesamt um 4 % auf 2.499 gesunken.

2018: Konsequent bleiben – Ablenkung durch Smartphones bekämpfen

„Ziel ist es, die Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang weiter zu senken sowie die Anzahl der verletzten Verkehrsteilnehmer zu reduzieren. Auch bei Handys am Steuer wird nun noch genauer hingeschaut“, erklärt Witthaut. Der Schwerpunkt „Ablenkung im Straßenverkehr durch elektronische Endgeräte“ ist in diesem Jahr stärker im Fokus als jemals zuvor und Inhalt eines Forschungsprojektes. Unter Beteiligung der Polizeidirektionen Osnabrück, Braunschweig und Hannover soll das Dunkelfeld, der durch mobile Endgeräte verursachten Unfälle, aufgehellt werden. „Vor jeder Fahrt sollte sich der Autofahrer bewusste machen, dass die Nutzung des Handys oder anderer elektronischer Geräte beim Fahren hohe Risiken mit sich bringen. Die Teilnahme am Straßenverkehr benötigt die volle Aufmerksamkeit, sowohl für das eigene Fahrverhalten als auch das der anderen Verkehrsteilnehmer.“


 
 
 
 

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.03.2018
zuletzt aktualisiert am:
19.09.2018

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